8. Rohstoff-Seminar des Bayerischen Industrieverbandes Baustoffe, Steine und Erden
Der Themenschwerpunkt am 24. Oktober lag auf den umfassenden Änderungen und Neuerungen im Umwelt- und Steuerrecht. 110 Teilnehmer aus Behörden, Landschaftsplanungsbüros und Unternehmen fanden den Weg nach Augsburg und bekamen in den weiteren Vorträgen erstaunliche Einblicke in Best-Practice-Beispiele zur Nachhaltigkeit und kreativen Nachnutzung von Gewinnungsstätten.
Prof. Dr. Bernd Dammert, RA Dr. Dammert & Steinforth, schilderte die weitreichenden Änderungen im Recht der Umweltverträglichkeitsprüfung mit seinen Auswirkungen auf das bestehende Bergbaurecht. Das betrifft insbesondere die kumulierte Vorhabenprüfung und die gesteigerte Bedeutung der Fachbeiträge. Die erweiterten Klagebefugnisse der Naturschutzverbände durch das novellierte Umweltrechtsbehelfsgesetz führen zu mehr Rechts- und Planungsunsicherheit. Dammert gab zudem einen Überblick zur aktuellen Rechtsprechung zum wasserrechtlichen Verschlechterungsverbot. Zukünftig kann bereits eine einzelne Komponente für eine Verschlechterung des Gewässerzustandes auschlaggebend sein.
Mit ihrem kurzweiligen Vortrag informierten Christoph Heinrich und Prof. Dr. Joachim Schiffers von der Warth & Klein Grant Thornton AG mit wertvollen Einblicken in den aktuellen Stand der Debatte zum neuen Transparenzregister, mit praktischen Tipps für die Einrichtung von Compliance Management Systemen. Neuland ist hier das Thema Meldepflicht für wirtschaftlich Berechtigte die hinter Unternehmen stehen. Vor allem der Einblick in die steuerliche Behandlung des Verkaufs von Rohstoffgrundstücken sorgte Diskussionsstoff bei den Teilnehmern, die von ihren eigenen Erfahrungen berichteten.
Selektive Zerkleinerungen im Jura-Kalk
Der technische Fachvortrag kam von Frank Eichhorn, Max Bögl Stiftung & Co. KG. Er erläuterte auf inhaltlich hohem Niveau die technische Herausforderung aufgrund der Geologie am Steinbruch Wiesenhofen, um die Lagerstätte vollständig und effizient nutzen zu können.
Best-Practice Beispiele für nachhaltigen Umgang mit Gewinnungsstätten
Manfred Hoffmann (Hoffmann Mineral GmbH) zeigte in seinem Vortrag „Gelebte Nachhaltigkeit seit über 50 Jahren“ die Vereinbarkeit von Naturschutz, bzw. Landschaftspflege und Rohstoffgewinnung eindrucksvoll auf. Die preisgekrönte Rekultivierung und Renaturierung auf allen Flächen der Grube Ried wurde schon aus Verantwortung für nachfolgende Generationen und auf freiwilliger Initiative von Manfred Hoffmann sen. betrieben. Heute stehen auf dem ehemaligen Gewinnungsgelände Informationstafeln, die über die damalige Kieselerde-Gewinnung informieren und den Besuchern den direkten Vergleich mit dem heutigen Naturraum ermöglichen. Sogar ein Kieselerde-Entdeckungspfad wurde von Schülern aus der Region angelegt.
Dass Nachhaltigkeit bei den Rohstoffbetrieben des BIV aber auch „nicht sichtbar“ gelebt wird, zeigte Manfred Hoffmann am Beispiel der hausinternen Ressourcennutzung auf: Von 2.800 m3 Wasser werden 2500 m3 im Durchlauf „recycelt“, das sind rund 90 %.
Barbara Grundner-Köppel von Köppel Landschaftsarchitekten stellte ein gemeinsam mit Gewinnungsbetrieben, der Stadt Geisenfeld und ihren Gemeinden, Behörden, Vereinen und Naturschutzorganisationen und nicht zuletzt den Bürgern entwickeltes Gesamtkonzept vor. Vor Ort bietet es einzigartige Freizeit- und Naherholungsgebiete und steht zugleich im Einklang mit der Natur. Hier wurde 2017 die Seenplatte Feilenmoos südlich von Ingolstadt völlig neu strukturiert. Ein Naturraum, der ohne die Rohstoffgewinnung so nicht möglich gewesen wäre und der zeigt, dass mit der Einbeziehung aller Interessensgruppen ein nachhaltiges Ergebnis erzielbar ist.
Seefläche macht erfinderisch
Dass in entstandenen Seeflächen zudem noch Innovationspotenzial steckt und Nachhaltigkeit von der Rohstoffindustrie gelebt wird, bewies Oliver Klauser von Klauser-Wensauer GmbH & Co. Kies Splitt Transportbeton KG mit seinem Projekt „Seasolar“. Mit schwimmenden Solar-Inseln versorgt die Pilotanlage zum großen Teil den Strombedarf der Förderanlage. Einzigartig in Bayern und der Welt - Beton-Inseln. Sie garantieren größere Tragfähigkeit, höhere Widerstandsfähigkeit und Stabilität gegenüber der Plastikkonkurrenz anderer Anbieter und bestehen zum größten Teil aus natürlichem mineralischem Material.