16.05.2024 (Hohenschwangau) Rund 110 Mitgiedsunternehmen und Gäste folgten der Einladung auf die Jahreshauptversammlung des Bayerischen Industrieverbandes Baustoffe, Steine und Erden e. V. nach Füssen im Allgäu. Eine Mitgliederversammlung inmitten einer hausgemachten Wirtschaftskrise, die auch die Bau- und Rohstoffbranche im letzten Jahr in zwar befürchtetem, aber kaum für möglich gehaltenen Ausmaß eingeholt hat. Präsident Georg Fetzer richtete eindringliche Worte an die Bundes- und Landespolitik: „Wir haben mittlerweile den Eindruck, alles muss sich unter dem Label „Nachhaltigkeit“ wiederfinden, wobei keiner so genau definieren kann, was das eigentlich bedeutet. Hauptsache, es steht drauf und wird durch überbordende Dokumentationspflichten irgendwie begründet, die dann wiederum durch einen vielseitigen Prüfbericht von Zertifizierungsstellen oder Wirtschaftsprüfern bestätigt werden.“
Empfindliche Einbrüche bei der Rohstoffgewinnung und Baustoffproduktion
Sowohl für die Gewinnung von Sand und Kies, als auch in der Produktion von Transportbeton schlagen Rückgänge von rund 20 Prozent zu Buche. Die Ressourcen, um wirklich produktiv zu sein, etwa eine Tonne Kies aufzubereiten oder einen Kubikmeter Beton herzustellen, schrumpfen auf ein Minimum. Überbordende Bürokratie wird zum Hemmschuh für den Einsatz von Personal, Betriebsmitteln und nicht zuletzt für den unternehmerischen Ideenreichtum. Zweistellige Produktionsrückgänge sind ein klares Zeichen für die Unsicherheit von Wirtschaft, Investoren und Verbrauchern. Weder im Wohnungsbau, egal ob gewerblich oder für den Eigenbedarf, noch im Wirtschaftsbau bewegt sich was nach vorne.
Die Staatseinnahmen sind so hoch wie nie, für dringend notwendige Investitionen in die Infrastruktur ist trotzdem kein Geld da
Die Infrastruktur in Deutschland verfällt immer weiter, die Sanierung geht nicht schnell genug voran. Laut Bundesverkehrsministerium wurden bei der jüngsten Zustandserfassung 2021/22 insgesamt 7.112 Kilometer Autobahnfahrstreifen als sanierungsbedürftig eingestuft. Drei Jahre zuvor waren es noch 5.797 Kilometer. Eine ähnliche Entwicklung gab es den Angaben zufolge im deutschen Schienennetz.
„Nachhaltigkeit“ bedeutet in der Praxis leider immer mehr überzogene Dokumentationspflichten
Die Umsetzung des Europäischen Green Deals für eine klimaneutrale Wirtschaft ist kein neues grünes Wirtschaftswunder. Die Grundvoraussetzung für Wirtschaftswachstum sind günstige Energie, Rohstoffe und gut ausgebildete Fachkräfte und Ingenieure, die Produktivitätssteigerungen ermöglichen. Die zunehmende Verknappung zugänglicher Rohstoffe, die Flut an Gutachten und Untersuchungen im Rahmen von Genehmigungen, Dokumentationspflichten sind von einem mittelständischen Familienbetrieb praktisch nicht mehr leistbar.